Dienstag, 14. Januar 2020

Appell für eine bessere Gesellschaft




Als ich letzte Woche unseren Weihnachtsbaum abgeschmückt habe und die Weihnachtsdeko endlich wegräumte (das ist eine total meditative Tätigkeit ) gingen mir viele Gedanken durch den Kopf und irgendwie sehe ich vieles nun klarer.

In den letzten Jahren habe ich so viel Lebensweisheiten von Psychologen, Influencern, Möchtegern-Gurus etc. gelesen. Vieles lief auf Folgendes hinaus:

-Jeder ist für sein eigenes Glück verantwortlich.
-Nur Du bist selbst das Wichtigste auf der Welt.
-Setze Dich keinen negativen Vibes aus. Verbanne die negativen Personen aus Deinem Leben und umgib Dich nur mit positiven Menschen.

Und irgendwann, nämlich letzte Woche, hat es mir gereicht. So ein Riesen Bullshit! So kann doch kein Mensch leben, vollkommen an der Realität vorbei.
Wenn mich andere Leute schlecht behandeln, bin ich nicht allein für mein Glück verantwortlich. Dann bin ich nämlich traurig, und das zu Recht.
Ich bin bestimmt nicht der Nabel der Welt und jeder andere auch nicht.
Negative Personen kann ich nicht so einfach aus meinem Leben verbannen. Oder soll ich meine alte Mutter, die zu 90Prozent negativ drauf ist, aus meinem Leben verbannen? Oder die Nachbarin, die mir kurz über ihre Sorgen erzählt, wortlos stehen lassen? Oder mir die Probleme nahe stehender Menschen nicht anhören und nicht versuchen zu helfen, weil das ja negative Vibes sind?

Das ganze läuft doch darauf hinaus, dass wir lauter kleine Egoisten und extrem unangenehme Menschen werden. Wir Menschen sind aber Lebewesen, die Gemeinschaft, Anerkennung und Liebe benötigen. Ansonsten wären wir herzlose Maschinen, und da bin ich sicher, das sind wir nicht.

Lasst uns endlich wieder alle mehr umeinander kümmern und sorgen. Jeder kann doch im Kleinen (oder Großen) etwas dazu beitragen.
Führungskräfte sollten danach  beurteilt werden, wieviel ihrer Mitarbeiter  gesund und ohne Burnout das Jahr hinter sich gebracht haben.
Lehrer sollten danach beurteilt werden, wie gerne ihre Schüler ihren Unterricht besuchen.
Schüler sollten danach beurteilt werden, wie motiviert sie am Unterricht teilnehmen.
Verkäufer sollten danach beurteilt werden, wie gut sie beraten haben.

Ist es zu viel verlangt, wenn die Enkel ihrer Oma helfen (Technik etc.), ohne ständig Ausreden zu haben.
Ist es zu viel verlangt, wenn sich Freundinnen füreinander freuen (Urlaub, Beziehung, Kinder, Kleider), ohne neidisch zu sein. Man muss auch Gönnen können!
Ist es zu viel verlangt, wenn die Karriere-Männer sich auch für die Alltagsprobleme ihrer Frauen interessieren?
Ist es zu viel verlangt, wenn Partner/innen versuchen, sich jeweils für die Arbeit des anderen zu interessieren?
Ist es zu viel verlangt, wenn sich Männer auch mal um ihre alten Eltern kümmern (Anruf, Hilfe etc)?

Kommt schon, das sind doch eigentlich Kleinigkeiten, die aber so viel bewirken können.
Lasst uns mal im Kleinen anfangen, eine bessere Gesellschaft zu werden, dann wird das schon.
Ich bin optimistisch, dass viele nur einen kleinen Schubs benötigen.